Die Grüne wird zur Hölle des Regens

Nach dem letzten Jahr in Kelheim zieht es mich wieder zu einem 24-Stunden-Rennen. Diesmal in die Eifel an den Nürburgring zur Großveranstaltung Rad am Ring. Mein Freund Georg macht mich zum Leser und damit zum Mitglied eines Vierer-Teams der Zeitschrift aktiv Radfahren. Wir reisen bei bestem Spätsommerwetter und fast 30° Celsius am Freitag schon an. Und beziehen ein Zelt mit Feldbetten im Fahrerlager, hervorragend organisiert und betreut von Dextro Energy, werden deren ‚Presseteam‘.

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Am Samstag geht es um 13.15 Uhr endlich los, Georg fährt die hektische Startrunde für uns. Ich bin als Dritter dran. Das Wetter ist schön und ich haue mich voll rein auf die Nordschleife. In der Erinnerung, diese berühmte Rennstrecke bin ich schon mal vor über 15 Jahren mit dem Rennrad bei einer RTF gefahren. Vor allem am langen Anstieg zur Hohen Acht hinauf habe ich heute gute Beine. Da wissen wir noch nicht, dass meine erste Runde mit einer Zeit von 47 Minuten die schnellste unseres Teams bleiben soll.

Aber wir können es ahnen, denn dunkle Wolken ziehen auf. Als ich Robert ablöse, also zum zweiten mal dran bin, schüttet es schon am Spätnachmittag. Der Nürburgring – sonst auch Grüne Hölle genannt – wird zu einer Regenschlacht, zu einer doppelten Qual für jeden der 4.700 Teilnehmer. Denn jede Runde hat es mit einer Länge von 27 km und 500 Höhenmetern in sich, zudem mit der sog. Fuchsröhre Hochgeschwindigkeitsabschnitte im Angebot.

Massenmord in nebliger Nacht

Es kommt wie es kommem muss. Georg stürzt nachts auf regennasser Abfahrt. Zum Glück ist nur etwas Tapete ab, also Haut abgeschürft am Oberschenkel; er muss aber aufgeben. Wir machen nun als Dreierteam weiter und beschliessen, erst nach Doppelrunden zu wechseln. Ich habe auf meinen Nachtfahrten Glück. Es trocknet wieder ab, durch die dichten Nebelschwaden taste ich mich defensiv abwärts. Aber ich beteilige mich ebenso als Täter an einem Massenmord: Hunderte von Kröten und Salamandern sind durch den Regen auf die Asphaltstrecke gelockt worden und werden nun von dünnen Rennradreifen zerteilt.

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Als dann um 5.00 Uhr morgens Regenfluten mit schwerem Sturm hereinbrechen wie im Spätherbst, hat die Rennleitung ein Einsehen und unterbricht. Um 8.30 Uhr geht es weiter mit einem Neustart. Es regnet nur mehr schwach, immerhin etwas Erleichterung für mich als Startfahrer des Rennens zweiter Teil. Insgesamt kann ich mit sechs Runden zu unserem Gesamtergebnis beigetragen, schaffe also gesamt 3.000 Höhenmeter. Unser Teamheld ist jedoch der Schlussfahrer und Triathlet Michael, der gar sieben Runden bewältigt.

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Wir können es kaum glauben, in der Endabrechnung werden wir von 598 Vierer-Teams auf Platz 44 gewertet. Für uns mittelalte Herren ganz respektabel, oder? Und wetten, in spätestens einem Jahr sind die Strapazen, die Kälte und der Regen vergessen, nur mehr das Heldenhafte von Rad am Ring 2013 bleibt bei allen Beteiligten in Erinnerung. Danke auch an Sportograf für die sensationellen Bilder unter diesen Umständen!

Hurra, das Edelweiß ist wieder da

Edelweiss in Felsen

Bis auf die Zuchtversion im eigenem Garten habe ich die Königin der Alpenflora seit meiner Kindheit auf der Alm nicht mehr gesehen – das Edelweiß. In diesem Bergsommer konnten wir es gleich dreimal bewundern, je einmal in Nord- und Südtirol sowie im Belluno. Näheres wird jedoch nicht verraten, also keine genauen Ortsangaben gegeben. Es ist ein sehr beglückender Überraschungsmoment, wenn eine kleine Edelweiß-Kolonie am Wegesrand oder zwischen Felsen hervorlugt.

Schafskopf auf dem Gamsjoch

Am Gipfelkreuz Gamsjoch

Das sollte jeder mal gesehen haben. Von Vorderriss kommend und durch den Großen Ahornboden fahrend, hört irgendwann die Strasse an einer massiven Bergwand auf – den Laliderer Wänden. Wir sind in der Eng im Karwendel gelandet und wandern zuerst auf die Falkenhütte. Selbst ein Hagelschauer kann uns nicht stoppen. Am nächsten Tag ist das Wetter wieder schön, also auf zur Bergtour. Auf dem Gamsjoch auf 2.452 m ist dann gar nichts mehr eng, sondern es präsentiert sich die ganze Pracht der Karwendelkette. Aber was macht der Schafskopf da oben am Kreuz?

L’Alpe d’Huez Retrospektive

Heute wird bei Eurosport die legendäre L’Alpe d’Huez Etappe der Tour de France übertragen. Ich vermute, das Spektakel werden nicht sehr viele Menschen in Deutschland live mitverfolgen.

Jan Ullrich im Gelben Trikot bei der Tour de France 1997

Das war im Jahr 1997 noch ganz anders – ein gigantischer Hype um Jan Ullrich herrschte damals. Und eine ganze Nation bestand plötzlich aus Radsportexperten. So auch mein Freund Stefan und ich vor 16 Jahren. Zuerst sind wir damals mit dem Auto nach Bourg-d’Oisans gefahren, dann mit dem Rad selbst vormittags vorbei an Massen von Fans hinauf nach L’Alpe d’Huez. Es ist ein gigantisches Erlebnis gewesen, gesteigert nur als die Profis nachmittags an uns vorbeikamen.

Als erster Marco Pantani: Ich habe nie mehr einen Menschen gesehen, der so schnell einen Berg hochgefahren ist. Und auch keinen mehr mit einem so der Welt entrücktem Blick. Ulle folgte als Zweiter – ich konnte zwei Fotos von ihm machen – und verteidigte sein Gelbes Trikot. Wir ahnten es, heute wissen wir, was da alles im Spiel gewesen ist. Trotzdem bekomme ich heute noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Danke Ulle!

Über Schloß Neuschwanstein stehend

Blick vom Säuling auf Forggensee und Schloß Neuschwanstein

Nachdem ich schon zum König Ludwig II. mit dem MTB gefahren und durch seinen Park mit Ski gelaufen bin, will ich nun hoch über ihm bzw. seinem berühmtesten Bauwerk stehen, dem Schloß Neuschwanstein. Das gelingt mit einer Bergtour auf den Säuling mit 2.047 m.ü.M. – dem Grenzberg von Tirol und Bayern, welcher zwischen den Städten Reutte und Füssen gelegen ist. Die Aussicht auf das Schloß ist phantastisch, Schwangau und den Forggensee sowie die Lechtaler Alpen im Süden gibt es gratis dazu.

Puig de Massanella

Mallorca kenne ich bestens durch zahlreiche Aufenthalte mit dem Rad. Und gerade das so schöne Tramuntana Gebirge im Westen des Eilandes. Neu für mich ist, dies auch per pedes zu entdecken abseits der Teerstrassen. Wir haben Glück, sind gerade in der Woche dort als in Süddeutschland der Himmel seine Wasserschleusen öffnet.

Rundblick vom Puig de Massanella über die Insel Mallorca

Über karstige, verblockte Hochflächen wandern wir auf den Puig de Massanella mit 1.365 m.ü.M. Er ist der zweithöchste Berg nach dem Puig Major. Letzterer ist leider nicht zugänglich, weil ihn das Militär eingezäunt und mit einer Abhöreinrichtung bekrönt hat. Aber auch die Massanella lässt einen grandiosen und vor allem freien Rundblick über die gesamte Baleareninsel zu.

Zum Lobe des Crossrades

Die Tage sind nun kurz, die Temperaturen fallen. Kaum einer denkt mehr an Radfahren. Da möchte ich doch mal die Lanze für einen Radtyp brechen, der meiner Meinung nach ziemlich unterschätzt wird – das Crossrad.

Grün-schwarzes Crossrad von Focus

Jeder Rennradfahrer wird sofort in einem Crosser das logische und ideale Trainingsgerät für die kalte und dunkle Jahreszeit erkennen, sobald er das erste mal darauf fährt. Keine Veränderung in der Geometrie, fast so schnell wie sein Renner. Nässe, leichte Glätte, Bordsteine, Feldwege – alles kein Problem dank Diamant-Reifenprofil. Wer braucht da ein MTB? Zumindest im Winter wird keiner eine Almrunde oder einen Alpencross fahren.

Die Schweizer nennen es Rad quer

In Belgien, den Niederlanden und Tschechien ist der Cross-Sport ein grosses Fest, bei uns fristet er leider ein Schattendasein. In der Schweiz heißt Cyclocross sogar ‚Rad quer‘. Das klingt verkehrt. Verlassen wir die Profiszene, das Crossbike ist auch mein Alltagsrad im Stadtverkehr. Schnell und agil unterwegs sein, Kopfsteinplaster und Kanten zu nehmen ist die eine Seite. Die andere hat mit Stil zu tun. In meiner Heimatstadt gibt es seine sehr steile Straße zwischen Unter- und Oberstadt, die Alte Bergstraße. Ist es da elegant zur Bewältigung der Steigung ein MTB zu benutzen? Egal welche Bergrad-Type, ob Baumarkt-Mühle oder Custom-Made-Fully, es wirkt immer irgendwie unpassend in der urbanen Umgebung. Nicht so der Crosser.

Mein eigenes Modell hat keinen Rahmen aus Carbon-, sondern einen robusten und bezahlbaren aus Alumium. Es ist ein schickes Modell von Focus in Renngeometrie. Einzige Schwäche sind die zu wenig verzögernden und zum Stottern neigenden Cantilever-Bremsen. Da werde ich doch nicht wechseln zur 26“-Stollenfraktion mit seinen zupackenden Scheibenbremsen? Keine Sorge, liebes Crossrad, ich bleibe Dir treu, zumindest im grauen (Winter-)Alltag.

Über dem Nebelmeer auf dem Hörnle

MTB im Schneefeld am Hinteren Hörnle liegend

Seit Tagen herrscht eine besondere Wetterlage. In allen Tälern und Ebenen schwimmt eine undurchdringliche Nebelsuppe. Und auf den Bergen ist es strahlend schön. Das nennt sich Inversionslage. Meine kleine Flucht ins Licht gelingt am Hinteren Hörnle über Bad Kohlgrub in den Ammergauern. Es ist wohl die letzte MTB-Tour des Jahres, denn über erste Schneefelder ist schon zu schieben. Egal, Hauptsache Sonne tanken!