Lustige Namen im Wittelsbacher Land

Meine neue Tätigkeit in Friedberg erlaubt mir ausgedehnte Mittagspausen zu machen. Oder genauer formuliert – mit dem Rennrad ausgiebig durch das Wittelsbacher Land zu fahren. So heißt nämlich die „Sissi“-Gegend, weil Stammsitz des Königshauses, im Landkreis Aichach-Friedberg und in Teilen des angrenzenden von Dachau gelegen. Das kupierte Gelände dieses altbairischen Landstrichs mit teilweise komplett autofreien Kleinstraßen ist ideal zum Rennradfahren.

Und zum Schmunzeln. Denn es gibt lustig-skurille Ortsnamen zu entdecken. Meine schönsten sind Übelmanna und Pipinsried (beide bei Altomünster) sowie Vorder und Hinter Heimat (bei Dasing gelegen).

Und da dachte ich jahrelang der Ort Unterhöslwang in der Nähe des Chiemsees sei nicht zu toppen, auch nicht die dortige voralpine Hügellandschaft mit ihren kleinen Wegen.

Hineingestolpert in den Firmenlauf

Aus der Abteilung ‚Dümmer geht nimmer‘ oder werde ich mit zunehmenden Lebensalter wirklich nicht erfahrener, handelt die folgende sportliche Episode.

Das Angebot meiner neuen Kollegen bei Sport FÖRG gerne annehmend, nämlich mit ihnen am 7. Augsburger Firmenlauf teilzunehmen, komme ich erst zwei Tage zuvor auf die Idee: Da sollte ich mal dafür trainieren, weil das letzte mal bin ich im November gejoggt.

1908_Firmenlauf_Augsburg_17-5-2018

So stehe ich mit sage und schreibe 12.000 anderen Läufern an der Startline – oder besser in einem langen Startkorridor – an der Augsburger Messe und stolpere mit einem granatenmässigen Muskelkater in den Beinen los. Die grandiose Atmosphäre der Veranstaltung lässt mich glücklicherweise bald meine Schmerzen vergessen und ich bewältige die 6,3 km lange Strecke in etwas mehr als 29 Minuten. Wider Erwarten ist das im Vergleich zu meinen  – zumeist jüngeren – Kollegen eine ganz gute Zeit. Doch Lichtjahre von den unter 19 Minuten entfernt, welcher unser Azubi Youssief aus Eritrea benötigt, der insgesamt Zweiter wird und die Azubiwertung gewinnt.

Für das nächste Jahr nehme ich mir also vor: Entweder gar nicht davor trainieren oder ab fünf Wochen zuvor ein paar leichte Trainingsläufe absolvieren, das bringt bestimmt mehr Spaß und weniger Schmerzen. Die zweite Alternative ist wohl die vernünftigere. Doch bin ich im nächsten Frühjahr wirklich lebenskluger!?

Auf und um den Geier herum

Man kann auf den Geier in den Tuxer Alpen vom Navistal – wie schon im Jänner 2011 gemacht – oder von der Wattener Lizum aus gehen. Wie heute an diesem herrlichen Frühlingstag getan.

Das mit Ketten bestückte Allrad-Taxi bringt uns morgens durch das Militärgebiet zur Lizumer Hütte. Durch nicht allzu schweres, wunderbares Skitourengelände (Lizumer Boden) geht es auf die 800 Meter höher gelegene Geierspitze. Die vielen mit uns gestarteten Hüttenübernachter lassen wir nach der Gipfelrast endlich zurück, als wir Richtung Nordwesten über schneereiche – leider noch nicht aufgefirnte – Hänge bis in die sogenannten Kuchlböden abfahren.

skispuren

Wir drei sind nun von prachtvollster spätwinterlicher und einsamer Landschaft umgeben. Und jetzt wird es auch richtig warm. Noch einmal eincremen, wieder auffellen und einen Blick zurück auf unsere Abfahrtsspuren werfen. Meine ist die in der Bildmitte ganz rechte und ich hoffe auch die schönste, oder?

Nach nur weiteren 400 Aufstiegsmetern ist schon die Mölser Sonnenspitze erreicht. In der nun folgenden Abfahrt findet sich nun wenigstens ein aufgefirnter Hang. So dürfte es gerne weitergehen, doch ab dem Mölser Hochleger gibt es leider nur den Fahr- und Forstweg zurück zum Parkplatz am Lager Walchen. Dieser Abschluß kann diese tolle Skitour nicht trüben. Ob es sich nun nur um eine Geier Überschreitung oder doch um eine Umrundung handelt, diese Diskussion lassen wir auf der Sonnenterrasse des nahen Alpengasthofes Hanneburger ausklingen.

Der Hagan spurt am Pfuitjoch

Endlich ist die zweistellige Minusgradphase des Spätwinters gebrochen. Da möchte ich heute an diesem prachtvollen Wettertage – mit leichten Plusgraden – eine südseitige Skitour gehen. Ich spekuliere auf eine ‚gierige‘ Firnabfahrt.

Meine Wahl fällt daher auf das Pfuitjoch mit Startpunkt Lähn im Außerfern, zwischen Leermoos und Bichlbach gelegen. Am kleinen Bahnhof geht es um 8.00 Uhr weg – die Schienen und eine Loipe querend – gleich über Almwiesen hinauf bei ausreichendem Schnee, dann durch lichten Wald unschwierig weiter. Ich überhole mehrere vor mir Gestartete, die letzten 400 Höhenmeter spure ich über schöne freie Hänge zum Skidepot am Grad. Noch knapp 100 Höhenmeter zu Fuß hinauf und um 10.00 Uhr stehe ich als wohl erster des heutigen Tages auf 2.196 m.ü.M., dem gipfelkreuzlosen Pfuitjoch. Die Fern- und Rundumsicht ist phantastisch, der westliche Nachbar des Kammes ist die Hochschrutte.

Warum ist mir heute der Aufstieg so leicht gefallen? Weil ich eine ‚Spezialwaffe‘ unter den Skischuhen trage. Der HAGAN-Vertreter Xaver hat mir den neuen Ultra 82 zum Testen geliehen, ein Hauch von Nichts mit Carbon-Innenstruktur in dunklem Oberflächendesgin.

Mein erster Tourenski in der Saison 1993/94 war auch ein HAGAN gewesen und in einem kräftigen Gelb gehalten. Der Unterschied zwischen den Modellen verhält sich in Bezug auf Gewicht und Fahrverhalten in etwa wie zwischen einem Stahl-Rennrad zu einem aktuellen aus Carbon. Zur Top-Performance trägt auch die HAGAN eigene Pinbindung bei, sehr schön und edel aus CNC-gefrässten Metallteilen gefertigt. Die zweistufige Steighilfe schaut etwas filgran aus, funktioniert jedoch tadellos.

Und auch hier welch ein Unterschied zu früher: Ich hatte eine Silvretta-Bindung, die Drahtbügel-Steighilfe konnte man sich sehr leicht bei (unsauber ausgeführten) Spitzkehren mit dem andreren Ski wegtreten. Ältere Skitourensemester werden sich bestimmt ohne Nostalgie daran erinnen.

Aus der erwünschten Firnabfahrt wird leider nichts

Es ist – entgegen der Wettervorhersage – ziemlich windig und kühl am Joch. Deswegen mache ich mich ohne langes Warten und wohl zu früh an die Abfahrt. Die oberen schönen Hänge sind leider noch nicht aufgefirnt, sondern von einem harten Harschdeckel überzogen und von kleinen weichen Einwehungen unterbrochen. Der überaus leichte HAGAN Ultra 82 zeigt dabei überraschend starke Nehmer- und Führungsqualitäten. Ich komme in großen Schwüngen sicher, aber nicht unbedingt elegant, über die tückischsten Stellen.

Dann folgt endlich Firn und weiter unten im baumdurchsetzten Gelände Sulzschnee. Da kann wohl jeder leicht und mit fast jedem Skimodell fahren. Nun mache ich einen Fehler, komme zu weit nach Osten und stehe an einem ausgeaperten Wiesensteilstück. Jetzt ist es gut so einen leichten Ski nur tragen zu müssen; er bewährt sich auch beim Skaten auf der Loipe nach Lähn, wo ich wohlbehalten wieder um 11.00 Uhr am Auto eintreffe. Dort gehen gerade die letzten beiden Skitourengeher weg. Was werden die wohl nun für Bedingungen vorfinden? Ich könnte es herausfinden und nochmals hinaufgehen, den Vorteil des Topmaterials nutzend …

Nicht nur Klosteranlagen in Ettal

Der kleine Ort Ettal bei Oberammergau ist berühmt für seine gleichnamige Klosteranlage. Und zumindest im Winter gibt es dort eine weitere prächtige – nicht spätbarocke – Anlage, nämlich eine Loipenspur als Ortsrunde. Das Langlaufen hat dort auch eine lange Tradition, weil der Ort auf fast 900 m.ü. M. liegt und wohl eine Art Schneeloch ist, wenn ansonsten im bayrischen Voralpenland weißer Mangel herrscht.

Deswegen möchte ich heute mal ein Loblied auf diese schöne kleine Runde halten, welche ich schon seit vielen Jahren mit Genuß immer wieder skate. Am Bild ist rechts die mächtige Kuppel der Klosterkirche und ganz links das Ettaler Mandl (das ist die leicht verdeckte Felsnadel und nicht der Läufer) zu sehen.

Und Ettal und seine Loipe sind auch der grandiose Startort für den alljährlichen legendären König-Ludwig-Lauf weiter ins Graswangtal, dessen ’sibirische‘ Ausgabe im Jahr 2012 ich irgendwie durchgestanden habe.

Der Tegelberg im Winterkleid

Den Tegelberg bei Schwangau und seine Skiabfahrt kenne ich bestens, jedoch nur des Nachts von vielen Donnerstag-Abendskitouren, siehe meinen fast zwei Jahre alten Beitrag Nachtlichter dazu. Da ist es ein neues Erlebnis heute am Tage – sollte eigentlich der Normalfall sein – die verlassene, weil nicht mehr präperierte Skipiste zum Tegelberghaus hinaufzusteigen.

tegelbergabfahrt

Es sind so gut wie keine anderen Skitourengeher unterwegs, ganz im Gegensatz zu den nächtlichen Gängen. Und auch sonst zeigt sich mir nun die Landschaft ganz neu im weißen Winterkleid. Auf Höhe der Rohrkopfhütte ist nun Schloß Hohenschwangau mit dem Alpsee wunderbar auszumachen – in der geliebten Wintermärchen-Landschaft des heute so verehrten König Ludwigs des Zweiten.

Auf Nebenwegen am Irschenberg

Den Irschenberg kennen die meisten nur als Ungemach („Stau auf der A8 am Irschenberg wegen Unfall“) oder als Raststop (der dorige Fastfood-Tempel gilt als einer der stärksten deutschen Cash-Cows der amerikanischen Marke). Bekannt aus der Autobahnperspektive ist auch der bayrische Bilderbuchausblick gegen Süden auf den Wendelstein mit schöner Kirche im Vordergrund (es ist die Wallfahrtskirche Wilparting).

wilparting_wendelstein

Doch es lohnt sich länger zu verweilen und mehr zu erkunden. Das habe ich heute mit meinem Rennrad gemacht und eine wunderbare 90 km lange Herbstrunde zumeist auf schmalen Nebenstraßen gefunden über so ‚bekannte‘ Ortschaften wie Bad Feilnbach, Fischbachau, Sonnenreuth, Miesbach, Bernloh und Gotzing zurück über den Seehamer See nach Irschenberg. Ab nun werde ich mit anderen Augen auf dieses wunderbare bayrische Oberland schauen, wenn ich wieder einmal dort über die A8 donnere oder im berühmt-berüchtigten Irschenberg-Stau stehe.

Goldener Herbst in Forst

cannondale_caad12_baum

Mein altes, geliebtes Rennrad musste ich auf Grund widriger Umstände – siehe dazu den vorigen Beitrag als Erklärung – leider ersetzen. Ich habe mich für ein neues von Cannondale entschieden, genauer für das Modell CAAD12. Es ist der derzeit wohl beste Alu-Renner am Markt. Und was soll ich nach einer heutigen ersten längeren Trainingsfahrt von fast 100 km an einem solchen goldenen Herbsttag sagen? Dem ist so.

Entlang am Ammersee und durch Dießen bin ich bei über 20 Grad warmen Wetter nach Wessobrunn gefahren und dann den Forster Berg hinauf durch prachtvoll leuchtenden Laubwald nach St. Leonhard i. Forst als südlichsten Punkt gekommen, mit Blick auf die Alpen. Von nun an geht es nordwärts wieder ins heimische Landsberg am Lech zurück.

cannondale_caad12_holz

Das Cannondale zeigt sich dabei immer als sehr agiler Begleiter, sei es in Auf- oder Abfahrt, weil sehr wendig. Manche würden dies vielleicht als etwas nervöses Kurvenverhalten bezeichnen, ich als nicht so geeignetes Modell für auf Genügsamkeit setzende Rennradnovizen. Wie auch immer, mein CAAD12 beweist, dass Aluminium als Rahmenmaterial gegenüber Carbon auch im Gewicht mithalten kann. Das Rad bringt nur 7,3 kg auf die Waage. Doch zugegeben: Gegenüber der Originalausstattung habe ich mit einem leichteren und höherwertigerem Laufradsatz – dem Racing 3 von Fulcrum – das für mich optimale Tuning gefunden.