Ganz früh die Kaiserjägerstraße hinauf

Um 6.30 Uhr in der Frühe des Sommers ist die Welt für den Rennradfahrer noch in Ordnung. Es ist schon angenehm warm, die Hitze des Tages noch nicht da und vor allem sind die Straßen noch frei von Autos und unseren Motorrad-Konkurrenten. Das gilt besonders, wenn man das Glück hat – wie ich heute – so eine Traumstraße mit und unter den schmalen Gummis befahren zu dürfen. Wer erkennt sie auf dem Bild?

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Es ist die berühmte Kaiserjägerstraße, gelegen über Caldonazzo und dem gleichnamigen See im Valsugana im Trentino. In den 1870er Jahren wurde der gleichnamige Steig von österreichischen Kaiserjägern angelegt, 1911 dann als Militärstraße ausgebaut als kühne Zufahrt durch eine Bergwand zu mehreren hochgelegenen k. und k. Festungs- und Sperrwerken. Heute in Friedenszeiten ist sie etwas verbreitert, randgesichert und vor allem asphaltiert worden; trotzdem bleibt sie weiterhin in der Berg- wie in der Talfahrt eine spektakuläre Angelegenheit. Aber mit einem Hinweis: Bitte diese Straße in Rand- und nicht „Hauptverkehrs“-Zeiten befahren, nur dann macht sie als Rennradfahrer Spaß.

Letzter Schnee im Wilde-Bande-Steig

Meine Frau und ich gehen den sechstägigen Karwendel-Höhenweg von Hütte zu Hütte, anstrengend und sehr schön. Am heutigen vierten Tag steht der Abschnitt von der Pfeis- zur Bettelwurfhütte an.

Nach dem ostseitigen Schotter-Steilabstieg vom Stempeljoch führt der Weg auf den Wilde-Bande-Steig, welchen 1929 die legendäre Innsbrucker Bergsteigergruppe „Wilde Bande“ erbaute. Dieser wunderbare Steig führt fast immer auf einer gleichbleibenden Höhe von ungefähr 2.000 m. ü. M. zum Lafatscher Joch. Im Frühsommer hat er jedoch die bekannte Tücke, dass in ihm oft noch harte Schneefelder zu passieren sind.

Durch den wohl ungewöhnlich langen und schneereichen letzten Winter sind heute an diesem schönen Julitag – für uns überraschenderweise – auch noch Schneereste vorhanden. Glücklicherweise sind diese weich und damit ganz einfach und ungefährlich querbar. Es ist also eine zahme Angelegenheit.

Da ich just vor dem Bergurlaub einen Friseurtermin verpasst habe, sieht meine Frau mich in meinem „haarig-wüsten“ Aussehen nicht ihr, sondern eher der 1878 gegründeten Bergsteigergesellschaft Wilde Bande zurechenbar. Doch wie alte Fotos beweisen, ich kann mit der damaligen Bart- und Outdoor-Mode bei weitem nicht mithalten.