In der Spur von Oberhof

oberhof_skihalleMein Freund Georg und ich wollen unser jährliches Rennrad Abenteuer diesmal im Thüringer Wald angehen.

Das fängt auch gut an am ersten Tag: Von Zella-Mehlis aus fahren wir zum Rennsteig hoch nach Oberhof, besichtigen dort alle Sportanlagen wie Skihalle, Bobbahn, Biathlon-Stadion und Skisprungschanze. Und es langt für eine erste Tour bis Schmalkalden und zurück. Doch dann kommt am nächsten Tag der Dauerregen und wir leider aus der Spur. Schade, da kann man Nichts machen.

Wenigstens in Oberhof habe ich diese noch ganz gut im Kunstschnee der Skihalle gehalten.

Im Wechselbad beim Tannheimer

Endlich habe ich zu Ende August einen Startplatz für den berühmten Ötztaler Radmarathon ergattern können. Da bietet sich als Vorbereitung der heutige Tannheimer Tal Rad-Marathon perfekt an mit 224 km Länge und 3.500 Höhenmetern. Die Strecke führt durch drei „Länder“ – Tirol, Allgäu (Bayern) und Vorarlberg.

Frühmorgens von der Ferienwohnung in Nesselwängle rollen wir die ersten 8 km an den Start nach Tannheim, wo es pünktlich um 6.00 Uhr zusammen mit über 1.000 anderen Marathonwilligen losgeht. Schon am Oberjoch sieht der Himmel bedrohlich dunkel aus, hinter Wertach beginnt es leicht zu regnen, nach 40 Fahrkilometern dann stärker, bald stehen die Schuhe voll Wasser. Auch sonst läuft es bestens, ich habe eine schnelle Sechser-Gruppe erwischt, fast 34 km/h Schnitt bis jetzt.

Dann in Blaichach bei genau Kilometer 60, gerade als ich dort aus der Führung gehe, schwimmt nun auch mein Voderreifen. Ein Plattfuß. Ich bleibe trotz nass-klammen Fingern ruhig, kann nach gut zehnminütiger Reparatur wieder aufsitzen. Die gute Gruppe ist natürlich weg, meine Motivation etwas angekratzt und ich fahre nun ruhiger alleine weiter. Doch nach weiteren zwölf Kilometern habe ich doppeltes Glück, der Regen hört auf und an der Verpflegungsstelle in Obermaiselstein findet sich eine Standpumpe.

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Mit neuem Druck gehe ich den Riedbergpass an, überhole viele, auch Marcel Wüst mit seiner Gruppe nun schon zum zweiten mal – er ist wohl während meiner Zwangspause vorbeigehuscht. Kurz vor der Passhöhe höre ich schon – so legendär wie angekündigt – die Alphornbläsergruppe. Als ich dann am Pass bin, sind die jedoch ruhig und ich brülle die Wiese hoch, sie sollen doch wieder spielen. „Mir ham koi Luft mehr, trinka erst a Bier“ bekomme ich als Antwort. Aufmunterndes Gelächter der anfeuernden Zuschauer für alle.

Trotz noch nasser Straße, die Abfahrt verläuft zügig und problemlos; ganz im Gegensatz zu den Skilift-Planungen am darüberstehenden Riedberger Horn, welches zum unwürdigen Zankapfel zwischen Naturschutzinteressen und bayrischer Staatsregierung geworden ist.

Nach der Regendusche gleitet es wieder besser

Hinter Balderschwang trocknet die Straße ab im Bregenzer Wald,  das ‚Ländle‘ zeigt sich sonniger und es läuft wieder schön in einer Gruppe. Bei der Verpflegung in Schoppernau bekomme ich sogar einen Gleitspray-Service für die abgewaschene Kette, jedoch mit dem sarkastischen Hinweis „Das wird bestimmt lustig“ beim Blick auf mein Ritzelpaket. Warum wohl?

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Es steht mit dem Hochtannbergpass nun wieder für jeden der alleinige Aufstiegskampf an. Ich schlage mich ganz wacker, erst ziemlich weit oben nach Schröcken-Neßlegg werde ich von einem überholt, der mich dann noch für meine vormalige Führungsarbeit lobt im kupierten Vorarlberger Gelände. Das tut gut. Ebenso der Blick auf den imposanten Widderstein, welchen ich aus dem Winter kenne und der über der Passhöhe thront. Nach dem Skiort Warth hat es nun 50 km Strecke im Lechtal.

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Zusammen mit einem Triathleten gelingt es mir auf dem letzten Zacken zu einer Gruppe aufzuschließen und damit den tröge-langen Weg bis Weißenbach schnell zu bewältigen. Der letzte Anstieg Gaichtpass ist dann nicht mehr schwer, nach 8 h und 12 min bin ich als 186ter meiner Altersklasse wieder im Ziel in Tannheim; ohne Panne wäre die Acht-Stunden-Marke also möglich gewesen. Egal, es geht ja um Nichts. Jedoch mein großer Respekt und Staunen vor dem Sieger, übrigens mein Jahrgang, welcher tatsächlich über zwei Stunden früher als ich angekommen ist.

Auf meiner lockeren Rückfahrt zurück ins Quartier begegne ich kurz vor Tannheim noch dem winkenden Marcel Wüst und seiner Truppe. Trotz kleiner Widrigkeiten ist es ein toller Marathon, zusammen mir den vielen fairen und kameradschaftlichen Hobbysportlern eine schöne Erfahrung gewesen.

Und ich bin zufrieden mit meinen insgesamt 240 gefahrenen Kilometern. Diese stellen genau die Distanz des Ötztalers dar, bin in dieser Hinsicht nun gut vorbereitet. Mit einer Einschränkung: 2.000 Höhenmeter hab ich heute weniger gemacht als für den Ötztaler Marathon nötig. Und dies mit einer berguntauglichen Übersetzung, einer 11-23er-Kassette. Gleich in der nächsten Woche werde ich die tauschen gegen eine mit einem größeren Rettungsring – dann erst kann auch für mich der Ötzi kommen.